Das Fördergerüst am Schacht 1 der Tsumeb Mine

Das historische Fördergerüst am Schacht 1 der Tsumeb Mine wurde im Oktober und November 2019 restauriert und konserviert.

Die Mine

Die Tsumeb-Mine im Norden Namibias war eine der ergiebigsten Erzlagestätten auf dem Afrikanischen Kontinent. Der Erzausbiss zeigte sich als 12 Meter hoher Malachithügel, an dem die indigenen Völker der Region schon früh Erze abbauten. Die Erschließung der Lagerstätte durch die Europäer begann ab 1884. Nach einer bewegten von Höhen und Tiefen gezeichneten Geschichte wurde die Mine 1996 endgültig stillgelegt.

Die in 100 Jahren Bergbaugeschichte gewachsenen Strukturen bestehen aus einer Vielzahl von Gebäuden und technischen Systemen aus verschiedenen Zeitschichten. Die Tatsache, dass ein so breites Spektrum an einem einzigen Ort vereint und in gutem Zustand erhalten ist, stellt eine Besonderheit und zugleich ein großes Entwicklungspotential für das industrielle Kulturerbe Namibias dar.

In Zukunft sollen die Gebäude, die technischen Anlagen und die industriellen Artefakte in einem interdisziplinären Projekt erschlossen, konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In Tsumeb soll ein Geopark mit Industriemuseum entstehen, der dem Wissenstransfer dienen und den Tourismus in der Region stärken soll.

Das Fördergerüst am Schacht 1

Anhand historischer Aufnahmen konnten in Tsumeb insgesamt sechs Fördergerüste aus verschiedenen Zeiten nachgewiesen werden. Das Fördergerüst am Schacht 1 wurde 1924/25 montiert. Die Einzelteile wurden vermutlich in einem Berliner Betrieb vorgefertigt, mit der Woermannlinie nach Swakopmund verschifft und mit der O.M.E.G. Bahn 560 km durch die Namib-Wüste transportiert. Es ist eines von heute noch zwei erhaltenen Gerüsten in Tsumeb. 

Die genietete Fachwerkkonstruktion trägt in 22 m Höhe zwei große Seilscheiben, welche die Förderseile von der Fördermaschine in den ca. 600 m tiefen Schacht umleiteten. Der Bauzeitliche Wagenumlauf, der dem Abtransport des Erzes diente, musste in den frühen 1960er Jahren Modernisierungsmaßnahmen weichen. Im Zuge dessen wurde auch ein Teil der Hängebank entfernt, an deren Stelle ein Erzbunker aus Beton gebaut wurde.

Die Maßnahmen

In einem ersten Teilprojekt wurde das Fördergerüst am Schacht 1 2019 in Zusammenarbeit mit Dundee Precious Metals, dem Tsumeb Museum und der NIMT Vocational School Tsumeb weitgehend restauriert und konserviert. Die praktische Umsetzung wurde vom Auswärtigen Amt im Rahmen eines Kulturerhaltungsprogramms finanziert. Die Restaurierungsarbeiten basierten auf umfangreichen Materialstudien an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM).

Auf Basis einer umfangreichen Zustandsdokumentation und Materialuntersuchungen wurde ein Erhaltungskonzept entwickelt, aus dem die Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen abgeleitet wurden. Das Fördergerüst wurde mit Wasserhochdruck gereinigt, nachdem dicke Schichten aus Korrosionsprodukten und Staubansammlungen entfernt worden waren.

Unterhalb der Förderseile finden sich auf der gesamten Konstruktion Auflagerungen von Teer, die Seile wurden in der Betriebsphase damit eingestrichen. Die Auflagerungen  wurden als Gebrauchsspuren belassen und verdeutlichen damit als Informationsträger ein Stück weit die Funktion.

Die Anschlagtafel wurde gesondert behandelt, hier wurde die Oberfläche vorsichtig gereinigt und  die abblätternde Beschriftung konnte gefestigt und damit ein wichtiges Zeugnis der Geschichte erhalten werden.

Durchgerostete Bereiche der Stahlstützen der Hängebank wurden herausgetrennt und neue Profilsektionen eingeschweißt. Abschließend  wurden die ca. 800m² Oberfläche mit einem kriechfähigen, transparenten Korrosionsschutzsystem konserviert.

Ausführende Personen

Das Projekt wurde im Rahmen einer Masterarbeit im Studiengang Konservierung und Restaurierung von modernen Materialien und industriellem Kulturgut der HTW Berlin durchgeführt.

Bei den praktischen Arbeiten am Fördergerüst haben Ronny Jaßmann (Masterand/Projektleiter), Eva Wentland, Florian Pohlmann, Lennart Hollweg, Veronika Zanner und weitere Personen mitgewirkt. Frau Prof. Ruth Keller war die stützende Säule und Initiatorin des Projekts.

Tagebau und Fördergerüste,
Tsumeb – Mine ca. 1925
Fördergerüst am Schacht 1, ca. 1930
Fördergerüst am Schacht 1 während der Montage1924
Fördergerüst am Schacht 1, 2019