Die Badende wurde im Spätsommer 2020 restauriert, da sie durch Vandalismus mitsamt Sockel umgeworfen worden war.

Das Objekt

Dieser Abguss von der Gießerei Gladenbeck wurde 1912 im Stadtpark Hamburg aufgestellt. Die Skulptur zeigt eine junge Frau, die sich vorn überbeugt, um mit der Linken ein Tuch haltend, mit der Rechten ihre Wade zu trocknen. Sie ist ganz in Begas‘ Stil naturalistisch modelliert und allseitig interessant anzuschauen.

Die Maßnahmen

Glücklicherweise wies die Figur nach dem Angriff keine übermäßigen Schäden auf. Auf Grund der ausgeglichenen Statik des Gusses und der beträchtlichen Wandstärken wurde der Entwurf eines innenliegenden Edelstahl-Stützgerüstes verworfen. Stattdessen wurden individuelle Edelstahl-Anker gefertigt – passend für die bereits vorhandenen Bohrungen in der Plinthe, um Materialverlust zu minimieren. Um Kontaktkorrosion zwischen Edelstahl und Bronze auszuschließen, wurden Winkelprofile aus Messingblech als Zulage angepasst, die gleichzeitig der Bronze als Auflage dienen und somit durch einen 5mm Luftspalt konstante Belüftung des Innenraums gewährleisten. Entstehendes Kondenswasser kann so schneller verdunsten und Wasser direkt von der angeböschten Sockelmitte abfließen.

Die schwarzen Verkrustungen auf der Außenhaut wurden ausgedünnt und geglättet. Ein besonders starker Reinigungseffekt trat im Gesicht auf –  dicke weiße Akkretionen, vermutlich aus dem Gipskern der Bronzeplastik nach außen diffundiert, verschleierten die feinen Züge. Mit der Reinigung konnte die Feinschnittigkeit und vor allem der Ausdruck wieder hergestellt werden.

Weitere Maßnahmen umfassten das Abbohren von Rissen, das Richten von Flicken, sowie die Stabilisierung eines Bruchs in der Plinthe durch eine innen aufgebaute glasfaserverstärkte Epoxidharzbinde.

Ausgebrochene Bereiche der Patina wurden retuschiert, ebenso die Schraubenköpfe der Verankerungen.

Der Innenraum der Skulptur wurde zur wasserabweisenden Behandlung der Innenflächen mit Konservierungsmitteln ausgenebelt. Anschließend wurde die Außenhaut der Skulptur durch eine Behandlung mit Dewatering Fluid vorbereitet und in zwei Durchgängen mit mikrokristallinem Wachs beschichtet und die Oberfläche verdichtet.

Ausführende Personen

Auftragnehmer in diesem Projekt war der Schmiedemeister und Restaurator Stefan Lasch-Abendroth, in Zusammenarbeit mit dem Steinmetzmeister Jens Gothmann und Eva Wentland.

© Eva Wentland
Neugefertigter Anker, einer von dreien
© Eva Wentland
Teilgereinigtes Gesicht, die rechte Gesichtshälfte sowie der Mund sind noch deutlich mit weißlichen Akkretionen verkrustet
© Eva Wentland
Abgebohrter Riss im stark geflickten Bereich des rechten Knies
© Eva Wentland
Abgeplatzte Patina auf den Tuchfalten. Vor und nach der Retusche
© Eva Wentland
Ausnebeln des Innenraums der Skulptur zur Hydrophobierung der Oberflächen

© Stefan Lasch-Abendroth
Auftrag von gelöstem mikrokristallinem Wachs
© Eva Wentland
Bei der Probeaufstellung mit bereits montierten Ankern
© Eva Wentland
Einkleben der neu gefertigten Anker in den Granitsockel. Hier ist die angeböschte Oberseite des Sockels gut zu erkennen, es kann sich kein Wasser mehr ansammeln.
© Eva Wentland
Retuschierte Ankerschraube, patinierter, als Auflage dienender Messingwinkel